zensur-blog.de

17. Dezember 2005

Zensur im Blog des Tagesspiegel!

Die Blogger-Gemeinde hält die Fahne der unabhänigen Meinungsäußerung, die kein Reinreden, Zensieren oder Verbieten dulden möchte, sehr hoch. Um so höher schlagen in diesem Bereich der Berichterstattung die Wellen, wenn Kommentare anderer Leser in einem Blog gelöscht wird, weil sie dem Bloginhaber nicht passen. Jüngst enflammte sich eine Debatte in einem Blog des Berliner Tagesspiegels. Der Autor des Blogs, Clemens Wergin, rechtfertigte sich am 13.12.05 für das Löschen eines Trackbags in seinem Blog mit den Worten: "Ich habe heute zum ersten Mal einen Trackback-Kommentar dieses Blogs gelöscht, weil er beleidigende Äußerungen enthielt. Ich habe nichts gegen Kritik, auch harsche oder polemisch formulierte. Bloße Beleidigungen, die gegen mich, Kommentatoren dieses Blogs oder andere gerichtet sind, werden allerdings nicht geduldet". Es scheint aber nicht beim Löschen dieses Beitrags geblieben zu sein. Auch weiterhin wird, laut Kommentar anderer Blog-Leser, in seinem Tagesspiegel-Blog gekürtzt bzw. gelöscht. Willkommen in der Realität...

16. Dezember 2005

Wird bald jedes Forum zensiert?

Ein richterliches Urteil (Az. 324 O 721/05) in Hamburg sollte die Internet-Gemeinde aufhorchen lassen: das Landgericht der Hansestadt hat es dem Heise Zeitschriften Verlag untersagt, "weiterhin Forenbeiträge zu verbreiten, in denen dazu aufgerufen wird, durch den massenhaften Download eines Programms den Server-Betrieb eines Unternehmens zu stören". Klartext: Heise Online berichtete im August 2005 über scheinbar dubios Machenschaften eines Dailer-Anbieters. Dailer sind kleine Programme, die sich ins Internet einwählen. Nicht selten werden diese von betrügerischen Unternehmen betrieben, um Nutzer mit hohe Gebühren zu schädigen. Heise berichtete über den Anbieter "Universal Boards", der offensichtlich unlautere Praktiken unterhält. Im verlagseigenen Internet-Forum diskutierte man daraufhin intensiv und bot Störprogramme zum herunterladen an, die den Anbieter "Universal Boards" schädigen sollten. Die Schädigung des Schädigers wurde nun juritisch untersagt. Für den Heise-Verlag, der das Forum betreibt, heißt die Konsequenz: alle Foren-Beiträge müssen vor einer Veröffentlichung geprüft, zensiert oder ggf. komplett gelöscht werden, sollten sie Beiträge beinhalten, die das Unternehmen "Universal Bords" schädigen. Malt man sich dieses Urteil etwas bunter aus, könnte folgendes Bild entstehen: zukünftig können Firmen oder Privatpersonen klagen, wenn in Internet-Foren nicht alles nach ihrer Meinung läuft, oder sie der Meinung sind, dass sie geschädigt werden. Foren-Betreiber sind demnach haftbar zu machen und müssen ständig Beiträge kontrollieren. Dies wiederum ist aber technisch und organisatorisch nicht durchführbar...

15. Dezember 2005

Google bekommt eine Brille!

Die beliebte Suchmaschine ist in die Jahre gekommen und daher etwas kurzsichtig geworden. Wer bestimmte Dinge sucht, findet sie nicht, weil Goggle sie nicht finden will. Pech gehabt! Die Zensur greift auch hier, denn es ist ein ungeschriebenes Gesetz: Sobald etwas zum Massenphänomn wird, hat es seine zenorische Unschuld verloren. CDs, Spiele oder Filme werden oft dann indiziert, wenn sie bereits einem großen Publikum bekannt sind. Das liegt sicher auch an der schleppenden Bürokratie der Zensurbehörden wie der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM).

Was oft benutzt wird, kann auch viele moralisch gefährden. Google ist ein schönes Beispiel. Im Internet das ultimative Werkzeug für alle suchenden Bevölkerungsschichten, ist natürlich auch ein Tummelplatz für Suchextremisten. Wer bevorzugte Begriff eingibt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er bei "unmoralischen" Themen nicht dort landet, wo er hin möchte.


Doch mann kann der "Volkssuchmaschine", wie sie möglicherweise die "Bild"-Zeitung nennen würde, nun bei ihrer Sehbehinderung helfen. Einfach eine Brille verpassen und schon findet sie wieder was man finden möchte. Hier 4 Anweisungen, wie man Google wieder zu einer Findmaschine macht, die keine Zensur kennt und die Trefferquote erhöht:

  1. Für nicht jugendfreie Seiten hat Google einen Filter entwickelt. In erster Linie dient dieser dazu, Kinder und Jugendliche zu schützen. Wenn Sie aber diesen Filter ausschalten möchten, dann klicken Sie auf den Link „Einstellungen“ rechts neben der Suchmaske. Unter SafeSearch-Filter wählen Sie dann die Option „Meine Ergebnisse nicht filtern“. Und voilà – weg ist die Zensur!
  2. Das A und O beim Suchen im Internet ist der richtige Suchbegriff. Dieser erhöht die Chancen auf gute Ergebnisse erheblich. Formulieren Sie daher ein möglichst genaues Wort für das Gesuchte. Versuchen Sie z.B. statt Braten eher Hackbraten.
  3. Wenn Sie mehrere Suchwörter eingeben und diese genau in der angegebenen Reihenfolge suchen, dann sollten Sie die Wortfolge in Anführungszeichen setzen. Statt Anwaltskanzlei XY sollten Sie „Anwaltskanzlei XY“ in die Suchmaske eintippen.
  4. Hat ein Wort mehrere Bedeutungen, so können auch entsprechend mehr Ergebnisse gefunden werden. Um zu den passenden Seiten zu gelangen, können Sie daher Wörter mit einem Minuszeichen ausschließen. Geben Sie statt nur keyboard lieber keyboard -instrument -klavier ein, wenn Sie etwa nach einer Computertastatur suchen.

Jugendgefährdende Töne?

"Auf dem Weg zur Macht" befindet sich die oberbayrische Kapelle "Edelweiß" nicht gerade, denn trotz Machtanspruches wurde das gleichnamige Album im November 2005 in die Liste der indizierten Tonträger aufgenommen. Das Werk der rechtsorientierten Rockband darf demnach nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen gelangen. Ers ab 18 ist ein Konsum der Titel erlaubt. Natürlich geht mit der Indizierung auch ein Werbeverbot bzw. eine werbliche Einschränkung einher, was den Abverkauf zusätzlich erschweren dürfte. Ein generöses Verbot des Longplayers erfolgte insbesondere deshalb nicht, da die Inhalte der Band nicht im direkten Sinne verfassungsfeindlich sind. als bspw. zum Völkermord, zur Volksverhetzung etc. aufrufen. Ürigens! Der Titelsong des Albums "Auf dem Weg zur Macht" liest sich dann etwa so:

"Wenn das Schicksal einst uns gnädig, huldvoll bei den Händen nimmt, wird aus Millionen heiserer Kehlen, ein Ruf nach Freiheit angestimmt. Dann brechen Kerkermauern und die Fessel wird gesprengt, die seit viel zu vielen Jahren unser aller Denken lenkt.

Kein Vergeben, kein Vergessen, lang genug Scheisse gefressen und geschluckt - was von ihm ward serviert und geduckt den Tyrannen hofiert

Eine Plage, wie die Ratte - deren Biss Dich infiziert. Die ihr Gift schleichend verbreitet - sich als Heiland präsentiert. Er flüstert und er schleicht im Schatten dunkler Nacht. Er hat sein Ziel erreicht, ist im Zenith der Macht.

Sein Credo ist die Habgier. Lüge und Niedertracht, sind seine Helfershelfer ... auf dem Weg zur Macht."


Ein Treppenwitz der ganzen Geschichte ist folgende Tatsache: Gibt man bei Google "Edelweiss Auf dem Weg zur Macht" als Suchbegriff ein, erscheint an zweiter Stelle folgendes Ergebnis:
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edelweiss
Wo der Weg einen Rechtsbogen macht, Trassierband!, geht eine Trittspur links runter zum Bach, den Ihr mit zwei großen Schritten überqueren könnt. ...
www.wandernmithans.de/TEXT/text.HTM - 17k - Im Cache - Ähnliche Seiten
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Das Interssante daran ist, dass es sich hier nicht um einen kritischen Beitrag zum Rechtsradikalismus handelt, sondern eine harmlose Wanderschaftserklärung im Gebirge ist. "Edelweiss, wo der Weg einen Rechtsbogen macht" ist wunderbar doppeldeutig und zeigt einmal mehr die humorvollen Schwachstellen von Suchmaschinen...


14. Dezember 2005

In Zeiten des Wandels

Wir möchten an dieser Stelle das Lesen eines durchaus interssanten Beitrages zum "zum Strukturwandel der virtuell irritierten Öffentlichkeit" empfehlen. Der Artikel klärt uns über das journalistische Dilemma in einem sich wandelnden Medienumfeld auf, in dem natürlich auch die Meinungen des Volkes durch die Vielzahl der neu sprudelnden Informationsquellen einem betrachtungswerten Prozeß unterzogen sind. Insbesondere unter dem Aspekt das "früher Öffentlichkeit bedeutete, dass Filter, Zensur und diverse Ausgrenzungssysteme durchlaufen werden mussten, bis eine Meinung überhaupt als öffentliche das Licht der Welt erblickte. In einer Demokratie durfte zwar jeder mehr oder weniger sagen, was er wollte – indes: das war gut zu verkraften, so lange diese Meinung wenig Chance hatte, die Öffentlichkeit zu behelligen. Diese Ausschlussverfahren gegenüber weniger talentierten Demokraten bzw. "politisch nicht korrekten" Meinungsinhabern brechen weg."

8. Dezember 2005

Kriegsberichte aus dem Untergrund

Nationalsozialistisches Gedankengut (-oder böse), kommte auch weiterhin der konsumierenden Klientel auf Schleichwegen entgegen. Der Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland e.V. listet die berüchtigte "Kriegsberichter"-Serie aus den USA im Dezember 2005 als Indizierung mit strafrechtlichem Verbreitungsverbot aus Sicht der BPJM. Erhältlich ist das Material dennoch. Eine Internetseite mit einer Postfachadresse in Texas offeriert sämtliche Folgen der Serie. Spätestens seit 1998 ermitteln deutsche Behörden gegen den dänischen Nazi- Versand "NS 88". Der Name ist bei diesem Versandhandel gleichzeitig das Programm. "NS" steht selbstverständlich für "Nationalsozialismus", die "88" für den 8. Buchstaben im Alphabet als Abkürzung für "Heil Hitler". In den neunziger Jahren vertrieb der vom Deutsch-Dänen Marcel Schilf geleitete Versand unter anderem die erste gewaltverherrlichende CD der verbotenen Skinhead-Band "Landser". Der NS 88-Versand war jahrelang ein wichtiger Bestandteil der Strukturen der militanten Blood & Honour-Szene und verkaufte so manchen Artikel, welcher in Deutschland verboten ist, wie z.B. die besagten »Kriegsberichterstatter-Videos« in dem offen zum Mord an »Roten« aufgefordert wird.

Der Weihnachtsmann bring Killerspiele

Zur Weihnachtszeit wird alles ein wenig besinnlicher? Weit gefehlt! In so manchen Familien geht gerade zum Jahresende das Grauen um. Wenn es draußen kalt wird und die Sonne im Schnitt nur noch wenige Studen Licht spendet, dann ist Hochsaison für die Gamergemeinde. Die Spieleindustrie verzeichnet gute Umsätze und die begleitende Fachpresse ist im Spielebewertungsstress. Alles halb so wild, würden nicht unsere Kids zu Massenmördern, Gangsterbossen, Blutsaugern oder Weltkriegsgenerälen. Naja zumindest schlüpfen sie in deren Rollen und verlassen dabei um keinen Preis die warme Stube. Die Flut an Gewaltspielen und die große Schar der Käufer (oder besser gesagt Nutzer, schließlich geistern ja bekanntlich diverse Raubkopien herum), macht der Branche bzw. den Jugenschützern Sorgen. "CDU und SPD haben im Koalitionsvertrag eine Verbesserung des Jugendschutzes vereinbart, vorrangig soll es dabei um ein Verbot von so genannten "Killerspielen" gehen." berichtet das ZDF. "Was soll das sein, ein 'Killerspiel'? Ist das ein Spiel, bei dem ich, um virtuelle Geiseln zu retten, auf digitale Pixelmännchen schieße? Oder ist das ein Spiel, in dem ich motivationslos auf alles ballern muss, damit sich der Bildschirm rot färbt?" In Deutschland werden alle Spiele geprüft. Die "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle" (USK) ist ein Gremium aus Pädagogen, Vertretern der Kirchen, der Bundesländer und der Jugendbehörden. Sie kennzeichnen sie mit Altersvorgaben, etwa als "erst ab 12" oder "erst ab 18". Doch "ab 18"-Spiele dürfte es, nach den Vorstellungen wohlwollender Politiker, bald auch nicht mehr geben, denn auch Erwachsen müssen geschützt werden. Und außerdem würden durch ein generelles Verbot auch keine illegalen Kopien mehr an Kinder gelangen, bspw. durch "hilfsbereite" Erwachsene. Die liberale Gegenseite derartiger Auffassungen kontert mit dem Hinweis auf den berühmten Generationskonflikt: "Unsere Eltern sind dafür kritisiert worden, Rock'n Roll zu hören, das nannte man damals 'Negermusik'. Wer das hörte galt als gefährlich. Computerspiele sind ein ähnliches Zeitphänomen." erklärt Spiele- Fachzeitschriften-Chef Bigge.