zensur-blog.de

23. Januar 2006

Sein bestes Stück

Zum Glück kann man über die Zensur auch lachen. Als Ende der 50er Jahre ein Platte der schwarzen Sänger "The Five Keys" veröffentlicht wurde, störte sich zunächst niemand am Plattencover. Doch schon bald tauchten Fragen auf. Dann Verwunderung und bei einigen schließlich Entsetzen. Ist das, was da dem linken Mann unten aus der Hose schaut etwa sein.....? Alle Mühen der Plattenfirma, das obskure Ding als den Daumen des Sängers zu identifizieren nütze nichts. Die jenigen, die es weiterhin für des Sängers bestes Stück hielten, setzten sich durch. Die Plattenfirma musste eine neue Auflage des Covers drucken lassen. Wir schreiben das Jahr 1957 und diese Geschichte ist wahr. Weitere Meilensteine der Musikzensur finden Sie HIER >>

20. Januar 2006

Hacker haben keine Namen.

Computerkriminalität ist nicht nur kriminell (sagt schon der Begriff) sondern auch geheimnisvoll. Menschen, die sich damit beschäftigen tun das im Verborgenen. Ob nun die "Guten" (die Ermittler) oder die "Bösen" (die Täter), beide Parteien geben ungern ihre Idendität preis. Da konnte es ja nicht gut gehen, das Wikipedia sich diesem ungeschrieben Gesetz widersetzt. Einer der bekanntesten Hacker im deutschsprachigen Raum, genannt "Tron", hat es mittlerweile zu einem eigenen Eintrag bei Wikipedia gebracht. Der 1998 angeblich an Selbstmord verstorbene Computerexperte machte sich insbesondere als Verschlüsselungsfachmann einen Namen. Viele sehen unter anderem deshalb seinen Tod als das Machwerk dunkler Mächte.

Wie eingangs erwähnt, sind Klarnamen (wie einst und heute bei den geheimsten Geheimdiensten) in dieser Branche tabu. In der Enzyklopädie Wikipedia jedoch fand sich der wahre Name von "Tron". Nun riefen nicht etwa Betriebsräte der Hacker-Gewerkschaft oder der Datenschutzbeauftragte der Computerkriminellen ein Gericht in Deutschland an, die Angehörigen des verstorbenen Hackers möchten, dass der Name des Betroffenen in der Öffentlichkeit nicht mehr genant wird. In einer einstweiligen Verfügung wurde Wikipedia untersagt, dies in der deutschen Ausgabe zu tun. Doch die Verfügung wurde nicht an die zuständige Zentrale nach St. Petersburg gesendet, sondern nach St. Petersburg. Das erst Genannte ist In den USA, das Zweite in Russland. In einem Eilantrag hat nun ein Anwalt die Abschaltung der Website www.wikipedia.de erwirkt. Doch die Wissensdatenbank trotzt derZensur: Die deutsche Seite ist weiterhin unter
www.de.wikipedia.org erreichbar.

18. Januar 2006

Zensiertes Mäuse Kino

Es soll Briefe geben, die kommen nach 20 Jahren beim Empfänger an. Jetzt ist in deutschen Buchhandlungen eine Lektüre zu haben, die ganze 72 Jahre auf ihre Veröffentlichung warten musste. Das ist nicht weniger als ein durchschnittliches Lebensalter eines Mitteleuropäers. Erzählt wird die Geschichte eines deutschen Kinobetreibers in den 20er und 30er Jahren. Doch was ist so brisant an diesem Büchlein? Das Werk beschreibt die autobiografischen Erlebnisse des Hanns Brodnitz in beindruckender Weise. Bereits Anfang 1933 war es fertiggestellt und bereit zum Drucken. Unter den Titel "Kino intim" sollte es erscheinen. Wohl gemerkt: Es geht nicht um Anrüchiges, um Unzüchtiges oder gar Pornografisches. Brodnitz war niemand geringeres als Deutschlands bedeutenster Kinomanager des damlas noch recht jungen Mediums. Als er wenige Wochen vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten die Druckfahnen von seinem Verleger erhielt, war das Verbot des Buches bereits abzusehen. Der Autor war nicht nur Jude, er hatte den braunen Machthabern bereits 3 Jahre zuvor im Jahr 1930 in die Suppe gespuckt. Die rächten sich nun. Was hatte Brodnitz getan? Nach der deutschen Kino-Premiere des Films "Im Westen nichst Neues" hatten Nationalsozialisten im Dezember 1930 Tummulte in den Berliner Kinos ausgelöst, die eine Weiteraufführung des Films nicht nur stören sondern stoppen sollten. Unter anderem ließ man in den Kinos von Brodnitz hunderte weiße Mäuse frei um die Kinobesucher zu vergraulen. Hanns Brodnitz wehrte sich tapfer, er brachte den Film weiter in seinen Kinos. Der Film selbst kam zunächst durch die Zensur. Wurde aber aufgrund der "Bemühungen" rechter Einflußkreise dann doch verboten. Schließlich trieben ihn die Umstände um diesen Film in den fianziellen Ruin. 1944 kam er in Auschwitz ums Leben. Sein Buch hat überlebt. Ein Sammler erstand die Druckfahnen Anfang der 90er Jahre und übergab Sie an das Berliner Filmmuseum. Was unter Hitler nicht erscheinen durfte und dann Jahrzehnte verschollen war, kann nun in vollen Zügen genossen werden. Und wer weiß, vielleicht wird die Geschichte des Hanns Brodnitz ja mal verfilmt und in seinem ersten Kino, das heute noch steht, eines Tages uraufgeführt ohne Zensur und ohne Verbote.

13. Januar 2006

Indizierte Körperertüchtigung

Für (oder gegen) seinen Körper kann man so einiges tun. Sport bzw. Fitnessübungen sind nur zwei bekannte Beispiele. Extreme, meist schmerzhafte Körpermodifikationen sind ein weitaus weniger bekanntes, jedoch ein weit verbreitetes Betätigungsfeld. Die berühmteste Spielart dieser Anwandlungen ist sicherlich das Piercing. Mister Larratt hat da aber noch mehr Erfahrungen zu bieten: Der Kanadier betreibt das Portal "Body Modification Ezine", das Webnutzer rund um den Globus für die Zurschaustellung Ihrer Leidenschaften der Körpermodifikationen gebrauchen. In einem Land wie Deutschland mit über 80 Millionen Einwohnen könnte man meinen, gibt es sicher auch ein paar Anhänger dieser Extreme. Das es sie gibt, ist unstrittig. Das sie am Gedanken- und Bilderaustausch ihrer Kollegen so einfach teilhaben können, gestaltet sich als schwierig. Die Internetseite http://www.bodymodification.com wird in der Bundesrepublik indiziert, was ein werbliches Verbreitungsverbot bedeutet. Gibt man bspw. bei Google die Abkürzung BME ein oder lässt nach der Website "bodymodification.com" suchen erhält man keine oder unrelevante Ergebnisse. Shannon Larratt, der Betreiber der Site, höchstpersönlich beschwerte sich im Dezember unter anderem in seinem Weblog über die deutsche Zensur. Google Deutschland meint, man sei an die Vorgaben der Behörden gebunden und müsse die Website aus den Suchverzeichnissen entfernen. Eine Auflistung bzw. Übersicht indizierte Internetangebote dürfte auch nicht ohne weiteres erfolgen. Wer sicher gehen möchte, dass er auf seinen eigenen Websites, nicht auf indizierte Webseiten verweist, kann bei der Prüfstelle unter der eMail-Adresse liste@bundespruefstelle.de eine Einzelabfrage stellen. Momentan hat die BPjM circa 1000 Sites auf dem Index. Die kooperative Selbstzensur der größten Suchportale läuft mittlerweile seit einem Jahr. Die "Früchte" dieser "erfolgreichen" Arbeit werden nun in Form funktionierender Zensurmaßnahmen geerntet. Guten Appetit!

12. Januar 2006

Rüsselpest und Mafiatorte

Jugendsprache (ungeniert) unzensiert! Unter diesem Motto veröffentlicht die Ernst Klett Sprachen GmbH einen wortwitzigen Ausdruckskatalog der Jugendlichen dieses Landes. PONS - bekannt durch die grünen Wörterbücher, hat im fünften Jahr an deutschen Schulen die aktuelle Jugendsprache abgefragt - das Ergebnis liegt jetzt vor: Im neu erschienenen PONS Wörterbuch der Jugendsprache 2006 finden sich 358 unzensierte Stichwörter von "abhapsen" bis "Zeckentaxi", die von über 20.000 Schülern eingeschickt wurden.

Wissen Sie, was einen plagt, wenn man die Rüsselpest und zusätzlich noch eine Pestlippe hat? Und haben Sie schon davon gehört, dass man mit einer Mafiatorte prima über die Mittagspause kommt, dann aber oft auch gleich ein paar Chabos und Chayas auftauchen und abhapsen wollen?

Alles klar? Nein?

Dann kommt hier die Auflösung: Die Plage ist der Schnupfen, ergänzt noch durch ein Lippenherpes - und gegen den Hunger in der Mittagspause hilft eine Pizza, von der dann viele coole, gut aussehende Jungs und Mädels abbeißen wollen.

Rüsselpest und Mafiatorte sind zwei von 358 Wörtern aus dem neuen Wörterbuch der Jugendsprache von PONS. Seit 2001 sammelt die PONS-Redaktion jährlich die aktuelle Jugendsprache an deutschen Schulen ein, sortiert die Einsendungen nach Häufigkeit - zensiert
wird nicht - und stellt sie im PONS Wörterbuch der Jugendsprache zusammen.

2005 haben sich über 20.000 Schüler zwischen 11 und 18 Jahren an dem Wettbewerb beteiligt.

Warum gibt man als Sprachenverlag ein solches Wörterbuch heraus: Für Philipp Haußmann, den für PONS zuständigen Geschäftsführer bei Klett zeigt das Jugendsprache-Projekt "immer wieder, wie kreativ Jugendliche mit Sprache umgehen und wie schnell sich diese Sprache,
die ja sonst kaum dokumentiert wird, weiter entwickelt." Die am häufigsten eingesandten Begriffe für das neue Wörterbuch waren übrigens Chaya und Chabo für gut aussehende, also "leckere", "voll
optische" Mädels und Jungs.

Das Werk kostet 2 Euro und dürfte für kurzweilige unzensierte Unterhaltung sorgen...

10. Januar 2006

150 Jahre ohne Heinrich Heine

Verehrt und ungeliebt, Christian Johann Heinrich Heine ist wieder mal ein typisch Deutscher. Seine Werke, weltberühmt und voller Eleganz, landeten schon zu Lebenzeiten des Dichters im Index Librorum Prohibitorum, dem vatikanisch-katholischen Verzeichnis für verbotenes Schriftum. Die päpstlichen Moralhüter fand seine Zeilen zu unchristlich. Doch damit nicht genug. Die preußische Zensur, schlagkräftig wie die berüchtigte Armee, setzte Harry (so sein Geburtsname) tüchtig zu. Staatsfeindlich, moralzersetzend etc. könnte man wohl die Vorwürfe heute bezeichnen. Auch in dieser Hinsicht wurden seine Bücher zensiert bzw. verboten. Als ob das nicht reichte, denunzierte und beschimpfte man den großen Dichter als "Judenjunge" und bewarf ihn mit antisemitischen Hassdriaden. Heinrich Heine war Jude, der später zum Christentum übertrat. Die Nationalsozialisten setzten schließlich mit einer Fußnote dem ganzen Treiben die Krone aufs Haupt: unter die weltberühmte "Loreley" schrieben sie schlicht und einfach: "Verfasser unbekannt!". Zensur und Verleugnung - was kann einem Poeten Schlimmeres passieren? Doch es gab viele, sehr viele, die es besser mit ihm meinten. Allen voran andersprachige und andersdenkende, Franzosen vorallem. Aber auch Deutsche, Denker, Freunde. Sie entdeckten von Anfang an welch Potetial in ihm steckte. Warum wir das alles überhaupt ansprechen? Seit genau 150 Jahren müssen wir ohne ihn leben. Heinrich Heine, der zum Ruf Deutschlands als Land der Dichter und Denker beitrug, wie wenige andere vor und nach ihm, starb am 17. Februar 1856. In Frankreich.

3. Januar 2006

Aktuelle Indizierungen

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) hat Ende 2005 den Film "Guinea Pig 2" mit einem strafrechtlichen Verbreitungsverbot indiziert. Damit unterliegt das Werk einem generösen Werbeverbot. Der 1985 in Japan produzierte Streifen gilt bei Hobby-Horror-Fans als einer der brutalsten seiner Art. "Guinea Pig 2" erschien unter dem Label Mad Vision und kann zu den so genannten Splatter-Filmen gerechnet werden. Diese zeichnen sich durch die besondere Hervorhebung von Grausamkeitsdarstellungen aus. Blut und Gewaltakte etc. werden einer tieferen Dramaturgie vorangestellt. Die Handlung des Streifens dreht sich darum, dass ein psychisch gestörter Mann nachts eine Frau entführt, sie mit zu sich nach Hause nimmt, dort auf ein Bett fesselt und sie grausamen Folterungen auszusetzen. Unter Fachkonsumenten wird der Film als Klassiker unter den Spaltterfilmen gesehen. Der Film wurden neben anderen offen angebotenen Titeln bereits mehrfach beschlagnahmd (bspw. Ende April 2004 in Bayern). Die Bundesprüfstelle indiziert lediglich Medien, um Beschlagnahmungen und Verbote zu verhängen, muß jeweils ein Gericht tätig werden. Das gleiche Schiksal ereilte den Film Ichi The Killer erschienen bei Raptor Film. Es wurden weiterhin folgende Computerspiele indiziert: Blood Rayne 2 (engl., US-Version); Majesco Games, Edison/USA - F.E.A.R. (engl. Singleplayer Demoversion); Vivendi Universal, Los Angels/USA - Hellforces (engl. Version für Vertrieb in GB) PC-CD-ROM; GMX Media, London/GB - Predator Concrete Jungle (engl. Version für Europa) XBox; Vivendi Universal, Los Angels/USA - Quake 4 (engl. Version für den Vertrieb in Europa bzw. den USA) PC-CD-ROM; Activision - Quake 4 – Special Edition (engl. Version für den Vertrieb in Europa bzw. den USA) PC-CD-ROM; Activision - Total Overdose (multilinguale Version für Europa) PC-DVD-ROM; Eidos, Hamburg - Unreal Championship 2 - The Liandri Conflict (multilinguale Version für Europa) XBox; Midway Games, London/GB