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5. Juli 2006

Schuß vor den Bug

Die "Titanic" ist wiedermal in den Schlagzeilen. Wenn auch nicht als Frack so doch als Lektüre mit Leck. Was ist los an Bord des Satiredampfers? Wie schon der einstige SPD-Hoffnungsträger Björn Engholm, der gegen die "Titanic" vor Jahren vor dem Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung erwirkt und sich Schmerzenzgeld erstritt (die Satiriker aus Frankfurt am Main hatten sein Bild in das berühmte Foto des toten Uwe Barschel in der Badewanne eines Genfer Hotels montiert), eifert ihm sein Parteikollege Kurt Beck nun konsequent nach.

Am Freitag, den 30.6.2006 muss Kurt Beck der Blick auf den Zeitungskiosk furchtbar geärgert haben. Dort prangte sein Porträt auf der neuen Ausgabe des "endgültigen Satire-Magazins Titanic" mit folgender Zeile "Problembär außer Rand und Band: Knallt die Bestie ab!" Umgehend erwirkten die Anwälte des neuen SPD-Vorsitzenden eine einstweilige Verfügung gegen den "Titanic"-Verlag, "die es uns untersagt, das neue Heft weiter zu vertreiben", wie Chefredakteur Thomas Gsella zu SPIEGEL ONLINE sagt.

In der Verfügung werden laut Gsella "Titanic" eine Ordnungsstrafe von bis zu 250.000 Euro angedroht. Doch die Satiriker scheinen die Konsequenzen nicht ernst zu nehmen: "Wir wissen auch nicht so genau Bescheid, unsere Anwältin ist gerade in den USA und schläft noch." Außerdem seien schon alle Hefte der aktuellen Ausgabe ausgeliefert.

Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, heißt es auch aus der Geschäftsführung. Derzeit berät sie noch über das weitere Vorgehen. In den vergangenen Tagen seien sie sehr eingespannt gewesen durch den Tod von Robert Gernhardt und nun überrascht sie das konsequente Vorgehen der Sozialdemokraten. "Die Berater von Beck müssen wissen, ob sie das wirklich wollen", sagt Patric Feest, Geschäftsführer des "Titanic"-Verlages zu SPIEGEL ONLINE. "Wir halten Beck für einen lieben, netten Mann und behandeln ihn in der Regel gut." Zudem habe man nicht zum Mord aufgerufen, sondern "einfach kein schöneres Bild von ihm gefunden".