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5. Dezember 2006

Politiker killen Killerspiele

Die Spielindustrie möchte unterhalten und zum Spielen animieren. Bei Killerspielen wie "Counterstrike" kann das zukünftig ins Auge gehen. Die Bundesländer Bayern und Niedersachsen wollen mit einer gemeinsamen Bundesrats-Initiative ein Verbot dieser Spielgattung durchsetzen. Natürlich muß man dafür zunächst Änderungen im Gesetzestext vornehmen. Bayerns Innenminister Beckstein (CSU) hat sich dafür den Pargraphen 131 des Strafgesetzbuches ausgesucht. Dieser besagt : "Wer Schriften, die grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen in einer Art schildern, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten ausdrückt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletzenden Weise darstellt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft." Schützenhilfe beim Killerspiel-Verbot-Vorstoß bekommt er aus Niedersachsen vom dortigen Innenminister Schünemann (CDU).

Auf Kritik stieß der Vorstoß bei führenden SPD-Politikern. "Die Verbotsdebatte ist vordergründig und hilflos. Vielen Politikern fällt nach Vorfällen wie in Emsdetten einfach nichts Besseres ein", sagte SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz. Andere meinen wiederum, insbesondere das erzieherische Umfeld von Eltern und Lehrern sei in die Pflicht zu nehmen. Ein Verbot helfe nur scheinbar die Gewalt einzudämmen.

Argumentiert wird mit der Aussage, derartige Spiele stumpfen Kinder und Jugendliche gegenüber der Einstellung zu Gewalttaten ab. Historisch betrachtet war das schon die Argumentation der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, als sie 1954 Comichefte wie "Der kleine Sheriff" auf den Index platzierte.

Die Unterhaltungs-Software Selbstkontrolle (USK) nannte die bayerische Initiative überflüssig. Sie verwies dabei auf das bereits im Strafgesetzbuch verankerte Verbot von Gewalt verherrlichenden Computerspielen.

Überlassen wir das letzte Wort in diesem Beitrag dem Medienpädagogen Professor Wolfgang Kaminski. Er sieht den Vorstoß Becksteins mit Skepsis. "Wir können in einer demokratischen Gesellschaft nicht, wenn Dinge einer Gruppe von Menschen nicht passen, alles verbieten".