zensur-blog.de

28. Februar 2006

Indizierungen im März

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat folgende Produkte auf den Index gesetzt:

DVD
Resident Zombie Junk (Best Entertainment) - Heusenstamm

Spiele

Doom II (X-Box); Activision, Burglengenfeld Doom 3 - Limited Collector´s Edition - engl. Version (X-Box); Activision, Burglengenfeld Red Faction (PC); THQ, Krefeld Total Overdose (PS2); Eidos, Hamburg Ultimate Doom (X-Box); Activision, Burglengenfeld

24. Februar 2006

Im Tal der Tränen

Die Entscheidung der Kinokette Cinemaxx, den umstrittenen türkischen Actionfilm "Tal der Wölfe Irak" (Kutlar Vadisi Irak) aus dem Programm zu nehmen, ist in der Türkei auf Kritik gestoßen.

Als "Zensur" wertete die angesehene Zeitung "Cumhuriyet" die Entscheidung am Donnerstag. Von einem "ersten Verbot" war bei "Hürriyet" die Rede. Cinemaxx hatte die Entscheidung damit begründet, dass von Anfang an nur eine Aufführungsfrist von 14 Tagen vereinbart gewesen sei. Diese Frist sei jetzt abgelaufen.


Der in der Türkei und auch bei Türken in Deutschland sehr erfolgreiche Film "Tal der Wölfe Irak" erzählt die Geschichte eines türkischen Geheimdienstagenten, der in Nordirak gegen US-Truppen kämpft. Kritiker werfen dem Streifen anti-amerikanische und anti-semitische Tendenzen vor. "Cumhuriyet" zitierte den Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Kenan Kolat, mit den Worten, die Absetzung des Films sei ein großer Fehler. Die türkischen Jugendlichen seien wütend, sagte Kolat der Zeitung zufolge. Durch ein Verbot würden viele erst recht dazu gebracht, sich mit dem Film zu identifizieren.


Der Actionfilm, der auch in Österreich erfolgreich läuft, zeigt unter anderem einen amerikanischen Befehlshaber als christlichen Fundamentalisten und unmenschlichen Sadisten. Ein jüdischer US-Militärarzt beschwert sich im Abu-Ghraib-Gefängnis, dass Häftlinge oft in so schlechtem Zustand zu ihm gebracht werden - wo er ihnen doch intakte Organe entnehmen muss, um diese zu Patienten nach Tel Aviv zu schicken.

Das Publikum applaudiert regelmäßig am Ende der Filmvorführungen.
Der EU-Abgeordnete Andreas Mölzer sprach sich klar gegen die Absetzung des Films aus. Stattdessen sollte dieser Streifen, mit entsprechenden Kommentaren oder Untertiteln versehen, im Fernsehen ausgestrahlt werden. Denn "diese filmische Hasspredigt zeige, wie es um die Haltung vieler - auch in Österreich und Deutschland lebender - Türken und Moslems, wirklich bestellt sei", erklärte Mölzer. "Warum sonst hätte dieses Machwerk in der Türkei oder bei uns zum Teil bereits in zweiter Generation lebenden Türken zum Kassenschlager werden können?", so Mölzer. Dieser islamistische Propagandafilm zeige auch die doppelbödige Haltung des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan, der "bei der EU das Unschuldslamm" spiele und sich "als Vermittler im Karikaturenstreit" andiene. In diesem Kontext übte Mölzer scharfe Kritik am EU-Ratsvorsitz Österreichs.

Die Deppen aus Rüsselsheim

Mit schwarzer Farbe haben die Mitglieder der Partei "Rüssler" das Wort „Deppen“ in ihrem Plakatspruch „Achtung Deppen-Liste“ übertüncht und darauf einen Zettel „zensiert“ geklebt. Mit dem Plakat hatten sie eine Porträt-Galerie der Grünen in der Haßlocher Straße gegeißelt (wir berichteten) und damit für Empörung gesorgt. Wie die Pressesprecherin der Stadt, Gabriele Wacker, gestern erklärte, habe Oberbürgermeister Stefan Gieltowski, zugleich Gemeindewahlleiter, mit Rüssel-Mitglied Florian Haupt in einem Gespräch vereinbart, dass der Stein des Anstoßes entfernt werde. Haupt hatte bereits am Vortag erklärt, dass man kein Problem damit haben werde, es zu entfernen.

Damit bleibt die Liste, die sich am 26. März erneut um Sitze im Stadtparlament bewirbt, von Sanktionen seitens der Wahlaufsicht verschont.

Die Grünen haben sich inzwischen intern noch einmal mit den Plakaten der Liste Rüssel auseinander gesetzt und wollen offenbar deren Empfehlung folgen, doch über den Dingen zu stehen: „Auch wenn es für die Kindergartenkinder dieser Stadt vielleicht eine Zumutung ist, so werden wir dennoch für die Rüssel-Fraktion und ihre Spitzenkandidaten bei der Stadt Kindergartenplätze beantragen“, so Dennis Grieser, Mitglied des Parteivorstands. Das möge helfen, „grundlegende Umgangsformen zu erlernen“.

Nicht entschuldigen wollen sich die Rüssler dafür, dass dieses Plakat gemalt und aufgehängt wurde. „Viele verschiedene Plakate wurden einzeln gemalt von allen Kandidaten und Aktivisten. Jeder Rüssler kann seine Meinung auf einem Plakat kundtun“, stellt Florian Haupt fest. „Ob die nun alle schlau sind, witzig oder einfach nur bunt, mag der Wähler entscheiden.“

Die Plakatmaler wollten auf die „Omnipräsenz von Grieser, Dreiseitel und Co.“ und den „völlig ausufernden Plakatierwahn“ der Grünen hinweisen, für den nach Ansicht der Liste viele Bürger kein Verständnis haben. Auch die CDU, die erst an diesem Wochenende mit der Plakatierung beginnt, sprach von einem „Overkill“. Gleichzeitig wandte sich Stadtrat Horst Kriz gestern gegen das Rüssel-Plakat: „Eine solche Diffamierung des politischen Gegners ist in keinster Weise zu tolerieren.“

19. Februar 2006

Wenn der Papst mir dem Kardinal knutscht

... versteht ein Bürger der Karnevals-Hochburg Köln nun wirklich keinen Spaß mehr. Selbiger zeigte nach dem Besuch der seit Jahren zum Kölner Narrentreiben gehörenden Sketchaufführung "Stunksitzung" die macher der Parodie bei der Staatsanwaltschaft an und stützt sich dabei auf § 166 des Straf­gesetz­buches, der die "Be­schimp­fung von Bekennt­nis­sen, Reli­gions­gesell­schaf­ten und Wel­tan­schaungs­ver­eini­gun­gen" unter Strafe stellt. Der Anzei­gen­erstat­ter sieht demnach durch den Sketch den Reli­gions­frie­den gestört. Dem Bericht zufolge werden in der Satire Papst Bene­dikt XVI. als Popstar und Kölns Kar­dinal Joachim Meisner als Möch­tegern-Pop­star dar­gestellt, die zum Schluss "knut­schend in einem Bett landen". Nach Infor­matio­nen des "Kölner Stadt-An­zei­gers" wird der umstrit­tene Sketch bei der WDR-Auss­trah­lung der "Stunk­sit­zung" am Kar­nevals­sams­tag (21.45 Uhr) nicht zu sehen sein. Dies hätte der Sender jedoch bereits vor der Aufnahme der Ermittlungen beschlossen, so WDR-Sprecherin Kristina Bausch: "Wir haben religiöse Gefühle zu respektieren. Im Fall der Ausstrahlung wären diese Vorgaben verletzt worden." Stunksitzungs-Sprecher Winni Rau bedauert die "WDR-Zensur". In der Kirchenzeitung des Erzbistums sei zum Boykott der Sitzung aufgerufen und Druck auf den WDR ausgeübt worden, die Szene nicht zu senden, sagte er der Kölner Zeitung. Da hat es wohl der Karneval zu doll getrieben... Nun ja, die Sache klingt wirklich skuril und erinnert einen irgendwie an den Stand der Ding vor 200 Jahren... Auch damals verstanden plötzlich zu Faschingszeiten viele keinen Spaß mehr...

3. Februar 2006

Petition

Museen haben die Aufgabe, Kulturgut aus der Vergangenheit in der Gegenwart zu dokumentieren und für die Zukunft zu bewahren. Ein Grundsatz, dem sich auch das Zensurmuseum verschrieben hat. Parteiergreifung für bestimmte gesellschaftliche Gruppierungen oder Vorhaben widersprechen diesem Kodex der kulturellen Neutralität. Nur selten werden Ausnahmen gemacht. Für den Hilfeaufruf der Hamburger Schülerzeitschrift "Sophies Unterwelt" ist dieser seltene Augenblick gekommen. Gerne unterstützen wir das Unterschriftenersuchen der Redaktion bzw. ehemaliger Mitglieder der Redaktion. Die bereits seit mehr als einem Jahr verbotene Schülerzeitung an der katholischen Sophie-Barat-Schule Hamburg unterliegt in einem Land, das sich 1949 eine neue Verfassung gab, in der die Vorzensur abgeschafft wurde, einer Veröffentlichungsprozedur, wie sie sonst nur in Diktaturen üblich ist: Erscheinen erst nach sorgfältiger Prüfung durch den Zensor. Zu Beginn haben wir bereits festgestellt: ... ein Museum bewahrt Kulturgut für zukünftige Generationen. Unsere Jugend repräsentiert diese Zukunft. Bewahren wir ihre Hoffnung durch unser Unterstützung. Übrigens:An dieser Stelle sei die Lektüre folgender Internetseite empfohlen: http://www.jugendopposition.de - die mit dem Grimme Online Award ausgezeichnete Website thematisiert die mutige Arbeit junger Menschen gegen ein anderes zensorisches Unrechtssystem: die DDR.

1. Februar 2006

Indizierungen im Februar

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat folgende Produkte auf den Index gesetzt:

VIDEOS
  • Battle Royal, Universe Laser & Video Co. Ltd., Hongkong
  • Fantom Killer, Raptor Film Entertainment
  • Fantom Killer 2, Raptor Film Entertainment
  • Hideki The Killer, Bertucci Film Entertainment, Braunschweig
  • Necrofiles, NSM Records
  • Subspecies – Das Original, Relax Entertainment
  • Bloody Highway, Adrenafilm, Berlin
  • Stage Fright Aquarius, Screen Power Home Entertainment, Kerpen



COMPUTERSPIELE, KONSOLENSPIELE

  • F.E.A.R., englischsprachige Version für den Vertrieb in Europa, PC, DVD-ROM, Vivendi Universal Games, Los Angeles/USA;
  • F.E.A.R., englischsprachige Version für den Vertrieb in den USA, PC-CD-ROM, Vivendi Universal Games, Los Angeles/USA;
  • F.E.A.R. – Director’s Edition, englischsprachige Version für den Vertrieb in den USA, PC-CD-ROM, Vivendi Universal Games, Los Angeles/USA;